Harzkrimilesung in der FWT
Ein Höhepunkte im September 2024
CLAUSTHAL. Mythen, Magie, Mineralien, Machtstreben … und Morde, das ist der Harz aus Sicht der Harzkrimiautoren. Das Team um Helmut Exner zieht bereits seit Jahren seine Leser in den Bann, jeder Autor mit seiner ganz speziellen Umsetzung: Exner selbst steht auf den schräg-humorigen Stil seiner Protagonistin Lili Höschen, Jürgen H. Moch setzt auf Fantasy rund um Geister und Werwölfe. Hans-Joachim Wildner lässt die Historie rund um die Verhüttung der Harzer Erze wieder aufleben. Corina C. Klengel hingegen entwickelt eine atemlose Spannung aus der eigentlichen Romanidee in Verbindung mit einer exzellenten Hintergrundrecherche. So bieten die Autoren für jeden Bücherwurm den passenden Stoff und damit auch die Garantie für einen vollbesetzten Saal bei Lesungen. Erstmals fand eine Lesung in der Aula der Berg- und Hüttenschule, der heutigen Fachschule für Wirtschaft und Technik (FWT) statt. Das 1905 entstandene Gebäude faszinierte die Besucher mit seiner eindrucksvollen Eingangshalle sofort: „Wie in Hogwarts“. Zum Glück aber bewegten sich die Treppen nicht und so fanden gespannte 60 Krimifans ihren Weg in die Aula, die sich im Kerzenschein in einen magischen Ort mit Harzer Flair verwandelt hatte. Hier begrüßte sie der Direktor des ehrwürdigen Gebäudes, Dr. Michael Richter. Er berichtete, dass die FWT heute nach modernsten Methoden Bergleute unterrichtet. Stolz sei man aber auch auf die Vergangenheit: 2025 wird die Schule ihr 250-jähriges Jubiläum feiern. Für die Pflege des historischen Erbes steht eindrucksvoll der Bergschulchor, in dem Freunde und Schüler der Bergschule gemeinsam bergmännisches Liedgut hochhalten. Ein Auftritt zur Lesung war Ehrensache. Als erster Autor startete Hans-Joachim Wildner, der in seinem Roman „Erzfeuer“ in die Königshütte entführt. Hier war zu erleben, wie sehr sich ein junger Hüttenmann den Besuch der Bergschule wünschte. Er hatte sich schon einmal heimlich in das Haus geschlichen die aushängenden Matheaufgaben studiert. Ob Karl die Schule besuchen wird, ließ Wildner offen: Aufklärung verschafft das Lesen des Buches. Helmut Exner war in seiner Lesung ebenfalls in Clausthal unterwegs, in „Sauschlägers Paradies“. Ja, die Sauschlägers vom Stadtrand, sind schon eine spezielle Familie – echte Oberharzer Originale, die heute selten geworden sind. Als nun noch das fast 90-jährige Fräulein Lili Höschen der Polizei vom aktuellen Fall berichtete und dabei noch ihre mit viel Wodka „verfeinerte“ Limonade kredenzte, kicherte der Saal genüsslich. Genauso kennt man die alte Dame, die einst in Clausthal unterrichtete. Und wenn Exner liest, meint man geradezu, sie zu hören. Weiter ging es mit Magie bei Jürgen H. Moch. Seine drei Haupthelden der Trilogie „Harzmagie“ waren unterwegs, um ihre Freundin Clara aus der Tropfsteinhöhle zu retten. Vor dem dortigen Werwolf jedoch mussten sie fliehen und trafen dabei einen sagenhaften Bergmönch. Dieser wies ihnen den Weg, auf dem sie glänzende, große Erzkristalle sehen konnten. Nur schade, dass nicht berichtet wurde, wo genau das war. Die Bergleute der FWT würden sich schon dafür interessieren, denn wie sie dann sangen, sind „Bergleut die schönsten“ und auch „die klügsten Leut“. Eine gute Überleitung zu Corina C. Klengel, die in „Materia Prima“ das einstige und heutige Clausthal zeigte. Der Harz hatte in der Vergangenheit oft mit Seuchen wie der Pest zu kämpfen, die ihn teilweise nahezu entvölkerten und den Bergbau zum Erliegen brachten. Wie aber wäre es, wenn eine solche Krankheit, wie beispielsweise der „Englische Schweiß“ heute wieder ausbräche? Genau dies zeigt der Roman eindrucksvoll und beklemmend mit Blick auf die Bergstadt. Eine gelungene Lesung, zahlreiche Autogramme und ein gemeinsam gesungenes „Glück Auf Lied“, Krimiautoren und Publikum waren begeistert und hoffen auf eine Neuauflage 2025, dem Jubiläumsjahr der Bergschule. (Artikel GZ vom 20.09.2024 Catrin Kammer, Foto Sandra Träger)